Bauherr – Stadt Freiburg i. Br. und Freiburger Stadtbau GmbH
Ort – Freiburg i. Br.
Landschaftsarchitektur – Bernd Meier, Freiburg i. Br.
© by dörr & irrgang Architekten und Generalplaner GmbH
Entwurfsidee und Städtebau
Charakteristisch für den Breisacher Hof sind die strenge Reihung der Wohngebäude und der dazwischen liegende, grüne Freiraum. Das heutige Gebäude des „flash“ steht parallel zur Breisacher Straße, den Straßenraum begleitend. Es bricht damit die strenge Geometrie der übrigen Kasernengebäude.
Der Entwurf vervollständigt durch einen zeitgemäßen Wohnungsneubau in der Flucht der bestehenden Wohnhäuser die Organisation der Anlage. Die zusätzlich benötigten Gebäude werden flach in den Grünbereich integriert und bewahren damit den offenen und qualitätsvollen Raum zwischen den Wohnhäusern. Statt eines Tiefhofs umschließt der neue Flachbau, beginnend am Treppenhaus des Bestandsgebäudes des „flash“, einen „Hof im Breisacher Hof“. In diesem „Hof der Begegnung“ liegen alle öffentlichen Adressen vereint und stärken sich somit gegenseitig: vier Fassaden bespielen den Platz. Der umlaufende Dachüberstand verhindert zusätzlich die vertikale Ausbreitung von Schall, besser als ein Tiefhof.
Wohnungsbau
Das neue Wohngebäude wird von NW über die bestehende Privatstraße erschlossen. Alle Wohnungen sind zur grünen Mitte orientiert. Das gewählte Energiekonzept bietet die Möglichkeit, auf abgehängte Decken zu verzichten. Die Raumhöhen (über LBO Mindeststandard) können daher optimiert werden und ein 6-geschossiges Gebäude wird innerhalb der Schnittfigur der ehemaligen Kasernengebäude möglich. Die Nebenanlagen und die TG-Abfahrt wurden im Baukörper integriert.
Jugendzentrum „flash“
Für die öffentlichen Gebäude sollten die Variante eines Neubaus und die Variante zum Erhalt des Altbaus in Kombination mit einem Anbau, aufgezeigt werden. Da die Kita als EINE Einheit gesehen wird, wird diese zeitlich mit oder nach dem Wohnungsbau im BA2 ausgeführt und kann unabhängig von der Entwicklung des Altbaus im Betrieb bleiben. Für das „flash“ bietet der Entwurf die Möglichkeit, das Bestandsgebäude mit nur minimalen baulichen Eingriffen und geringen finanziellen Aufwendungen zu nutzen. Folgerichtig könnte hierfür – unter Verweis auf den Bestandsschutz – z.B. auf den Einbau eines Lifts oder zusätzlicher Innentreppen verzichtet werden. Das Gebäude wird in dieser Variante als kostengünstiges und EIN gemeinsames Familienhaus genutzt. Der im 3. BA mögliche Neubau des „flash“ wird an gleicher Stelle entstehen. Die technisch aufwändigeren Versammlungsräume werden bereits zuvor im Flachbau zusammen mit der Kita realisiert. Im Neubau verbindet eine zentrale Treppe – ausgehend vom „Raum der offenen Tür“ – alle Bereiche der Jugendlichen auch vertikal mit Blickbezügen über die Stockwerke hinweg. Die Seminarräume der Erwachsenen liegen im obersten Stockwerk. Wir empfehlen zur finalen Organisation dieses 3.BAs einen Partizipationsprozess aller Beteiligten. Die Ausbildung des Neubaus als einfacher Kubus und städtebaulicher „Austauschbaustein“ bietet hierfür die größte Reaktionsmöglichkeit. Die Errichtung kann störungsfrei von der Breisacher Straße aus erfolgen.
Kita
Der Eingang zur Kita liegt für ein geschütztes Holen-und-Bringen im Innenhof und steht dennoch in direkter Sichtverbindung zur Breisacher Straße. Unmittelbar am Eingang befinden sich die Verwaltungsräume. Alle Gruppeneinheiten, Garderoben und die gemeinsam bzw. gruppenübergreifend genutzten Räume der Kita liegen wie einzelne Häuser entlang einer „Kinderstraße“ und bieten den Kindern eine klare Adresse und Orientierung im Raum. Dieser zentrale Bereich ist durch ein Oberlicht stärker belichtet, als es vertikale Fensterflächen ermöglichen würden. Die Gruppenräume der U3-Kinder sind zum Hof orientiert. Die unterschiedlichen Nutzungszeiten von Jugendlichen und Kleinkindern lassen dies zu. Die beiden Gruppenräume der bereits selbständigeren Ü3-Kinder haben einen direkten Zugang zum Freibereich. Für eine größere Raumhöhe des Mehrzweckraums wurde dieser in dem Gebäudeteil angeordnet, in dem auch der große Saal des „flash“ und der Tanz- und Gymnastikraum liegen. Zu diesem Sportraum gibt es eine direkte Verbindung.
Stadtteilcafé
Das in Eigenregie betriebene Stadtteilcafé orientiert sich am südlichen Kopfende des Flachbaus hin zum öffentlichen Straßenraum. Es stärkt damit die Adressbildung des gesamten „flash“ und ist – ganz im Sinne eines Cafés – ein Ort des Sehens und Gesehenwerdens von Gästen und Passanten.
Freianlagen
Die Freianlagen gliedern sich in klare Zonen für den Wohnungsbau und die öffentliche Nutzungen: kontrastierend zu den Grünflächen um die Wohngebäude liegen die öffentlichen Gebäude auf einem „harten Teppich“. Dieser beginnt im Straßenraum der Breisacher Straße mit einem Vorplatz vor dem Stadtteilcafé. Er kennzeichnet hiermit deutlich die öffentliche Nutzung. Der Belag wird in den Innenhof von Kita und „flash“ fortgesetzt und soll – beispielsweise durch Feste – als eher urbaner Hof bespielt werden können. Die Gartenbereiche der Kita und des Flash liegen parallel, getrennt durch eine „Holzkiste“ für Geräte und zur Nutzung als Spielhaus. Beide Gärten werden seitlich zur Wohnbebauung durch Hecken und gegenüber der nördlich liegenden Ballspielfläche mit einer langen Tafel begrenzt. Entlang dieser sind die langfristig benötigen Objekte wie der Sandkasten, Gemüsebeete, ein Spielhaus, der Bauwagen des „flash“ sowie eine gemeinsam nutzbare Feuerstelle platziert. Der somit freie werdende Raum zwischen Spielwand und Gebäude kann von Kita-Generation zu Kita-Generation frei umgestaltet werden. Bestandsbäume zu beiden Seiten spenden Schatten und freiräumliche Identität. Auf oberirdische Nebenanlagen wurde im gesamten Quartier verzichtet.
Wirtschaftlichkeit
Der Wohnungsbau erhält eine sehr einfache statische Struktur und optimierte Gebäudehülle, ohne Vor- und Rücksprünge in der Fassade. Mit nur drei Treppenhäusern werden alle 56 Wohnungen erschlossen und sind dennoch für eine gute Belichtung alle zur Südost-Sonne und dem grünen Hof hin orientiert. Wo immer möglich wurde zugunsten typisierte Grundrisse auf gespiegelte Grundrisse verzichtet und eine gereihten Organisation gewählt. Wenige Fensterformate und gleiche Balkone bieten weitere Einsparungsmöglichkeiten in den Baukosten. Durch die Entscheidung zugunsten eines Flachbaus für die Kita erhöht sich zwar der Dachanteil, jedoch kann auf das sonst übliche Gebäudevolumen und die Kosten und Betrieb für einen Lift und mindestens zwei Treppenanlagen verzichtet werden. Eine Ausführung als vorgefertigter Holz-Element-Bau ist auch im Hinblick auf den vereinfachten Brandschutz möglich und verkürzt die Bauzeit.
Energie
Das energetische Konzept folgt der Idee, die jeweils einfachen Lösungen zu bevorzugen. Im Wohnungsbau kann beispielsweise durch die Nutzung der vorhandenen Fernwärme mit dem Primärenergiefaktor „Null“ auf den Einbau einer Lüftungsanlage mit WRG bei allen 56 Wohnungen verzichtet werden: Bädern und Küchen werden konventionell zentral entlüftet. Der KfW-55-Standard würde zudem mit und ohne WRG erreicht werden. Für den sommerlichen Wärmeschutz und den Schutz vor Schall-Immission wurden eher tiefe Wohnräume konzipiert. Die Gebäudeform bietet eine einfache, thermische Hülle. Die versetzt angeordneten Balkone erlauben sowohl den von oben geschützten Weg ins Freie, als auch direkt besonnte Terrassen und Fassadenanteile der Wohnräume und sparen somit Energie für Beleuchtung.
Die Veranstaltungsräume der Kita und des „flash“ sind als Versammlungsstätten eingestuft und müssen daher aus gesetzlichen Gründen, der Energieeffizient und des Komforts mit einer Lüftungsanlage ausgestattet werden. Eine WRG ist hierbei für diese sowieso niedertemperierten Räume sinnvoll. Zur Reduktion der Wärmelast durch die Verglasung sind die Räume sämtlich nach NO und NW orientiert. Für den Schallschutz in den Sälen und speziell für die Sprachverständlichkeit werden die Wandflächen hinter dem Vortragenden entsprechend aktiviert.
Im Neubau des „flash“ wird zusätzlich zur vertikalen Belichtung ein Oberlichtband über der zentralen Galerie als wettergeschützte Venturidüse ausgebildet. Diese hilft – zusätzlich zur internen Thermik das Gebäude – auf natürliche Weise über wetter- und einbruchgeschützte Nachströmöffnungen an der Ostfassade, nachts die massiven Wände des Kern-Treppenhauses herunter zu kühlen. Die täglichen Wärmelasten der Kita werden auf gleiche Weise nachts abgebaut. Zur Nachströmung können entlang der Frostschürzen Erdkanäle ausgebildet werden. Eine Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur würde dies optimal ergänzen. Für die Sanitäranlagen ist eine Abluftanlage (ohne WRG) unvermeidlich, sie kann aber für den baulich erforderlichen Feuchteschutz des gesamten Gebäudes herangezogen werden.
Alle Gebäude erhalten eine Dreifachverglasung, Wärmebrücken, werden auf ein für dieses Projekt ausgewogene Maß reduziert und eine Dachbegrünung ermöglicht über Verdunstungskühle ein Verringerung des Wärmeeintrags von oben. Die Begrünung des Flachbaus im Hof wirkt sich zudem günstig auf das Mikroklima vor dem Wohngebäude aus.
Materialisierung
Der Wohnungsbau erhält eine dauerhafte Klinkerfassade im Farbton der bestehenden Kasernengebäude. Rötlich eingefärbte Betonfertigteile zitieren die Sandsteinapplikationen der Bestandsgebäude des Breisacher Hofs. Der Flachbau und der optionale Neubau des „flash“ erhalten – abhängig vom benötigten Öffnungsgrad – Fassaden aus geschosshohen Holz- und Glaselementen. Die gewählte, feingliedrige Lattung überspielt dabei Lüftungs-, Nachströmöffnungen und Fassadenbereiche vor Nebenräumen.